Die erste Runde der Regionalwahlen in Frankreich ist vorbei. Und siehe da: Die
ultrarechte Le-Pen-Partei (jetzt: Rassemblement National, vorher Front National) hat
wider alles Erwarten nicht gut abgeschnitten. Sie liegt nur noch im Südosten knapp
vorne, und wahrscheinlich wird sie auch dort in der Stichwahl am Sonntag von einer
Mitte-Links Koalition geschlagen werden. Das lässt uns auch für die
Präsidentschaftswahlen nächstes Jahr hoffen, bei denen wiederum ein Duell Macron ./.
Le Pen erwartet wird. (Obwohl die Macron-Partei mangels örtlicher und regionaler
Verankerung noch viel schlechter abgeschnitten hat.)

Soweit die gute Nachricht. Die schlechte: Eine Wahlbeteiligung von 33%! Ja, richtig:
Zwei Drittel der Wähler sind nicht hingegangen, und, noch schlimmer, die allermeisten
davon Jungwähler. Zur Erinnerung: Die letzten Landtagswahlen in Deutschland
(Sachsen-Anhalt) hatten eine Beteiligung von über 60 %. Nicht berauschend, aber
praktisch das Doppelte wie in Frankreich.

Die Gründe: Demokratieverdrossenheit? Mangel an packenden Themen? An
interessanten Kandidaten? Ja, all das, aber auch noch was: Die traditionell und so
gewollt schwache und kaum sichtbare Rolle der Regionen in der französischen Politik.
Nur wenige wissen, und noch weniger interessieren sich dafür, welche Befugnisse,
welche Aufgaben sie überhaupt haben und für welche Politiken sie stehen. Die
Franzosen sprechen von einem „millefeuille administratif“: Einer Aufsplitterung von
Kompetenzen bis zur Unkenntlichkeit. Und am Ende entscheidet sowieso Paris. Also,
warum regional wählen?

Nun mehren sich auch hier die Stimmen nach mehr Föderalismus. Warum sollen die
Regionen in Frankreich nicht dastehen wie die deutschen Länder? Würde das nicht die
Wähler motivieren und an die Urnen bringen? Sich mehr einzubringen, wenn es um das
Interesse ihrer eigenen Region gibt und sie ihre Politiker persönlich kennen?

Zugegeben: Vor ein paar Monaten wäre es uns schwer gefallen, dem deutschen
Föderalismus das Wort zu reden. Das Durcheinander in der Corona-Krise war ja kaum
zu ertragen. Aber ist es nicht besser, auf die Herren Söder, Laschet und Konsorten zu
schimpfen, als sie nicht zu kennen? Als zuhause zu bleiben und zu hoffen, dass
irgendwer irgendwie irgendwo über unser Leben mitentscheidet?

Mal sehen, was die Stichwahlen hier weiter bringen. Und ob sich vielleicht hier mal was
tut in Sachen Regionen und ihre Rolle im politischen Leben?

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