[..] Es ist ein bisschen, wie eine Köchin zu bitten, ihre Rezepte zu verraten. So empfinde ich es auf jeden Fall. Mein Mann, der nachgewiesenerweise die beste Vinaigrette dieseits und jenseits der Alpen macht, sagt in solchen Fällen eiskalt, aber mit einem Lächeln in den Augen: If I told you I’d have to kill you.

Also, ich mache es so: Ich gebe euch ein bisschen Einblick, aber dafür könnt ihr dann auch am Leben bleiben:

Hattest du das Ende schon im Kopf, als du anfingst zu schreiben?

Klar habe ich das Ende so im Kopf, aber es gibt auch Stränge, die sich im Laufe der Geschichte erst entwickeln. Das hängt vor allem von der Eigendynamik der jeweiligen Personen ab. Das kann so weit gehen, dass sich im Laufe des Schreibens herausstellt, welchen liebgewonnenen Protagonisten man sogar mal opfern muss.

Wo hast du deine Infos her (auch der Kontakt ins Flüchtlingslager, wie kam der zustande)?

Die Informationen habe ich aus meiner eigenen Lebenserfahrung, Hunderten von Gesprächen  und noch mehr Büchern und Presseartikeln, die ich gelesen habe. Den Kontakt ins Flüchtlingslager habe ich gesucht und gefunden.

Gibt es wahre Personen als Vorbilder für deine Protagonisten?

Wie alles, was ich schreibe, liegt auch hier die Antwort in der Mitte : Fiktion versus Wahrheit. Reale Person versus Erfundene. Wie soll ich es anders erklären als : Alle meine Personen habe ich irgendwo und irgendwann schon einmal getroffen. Einige sogar in mir selbst. Aber alle haben sich weiterentwickelt.

Was passiert, wenn das Manuskript fertig ist?

Wenn das Mansukript fertig ist, wird es lektoriert und korrigiert. Das ist der für mich unangenehmste Teil der Arbeit. Da geht es nämlich nicht mehr um Phantasie und Kreativität. Nein, da muss alles korrekt sein. Und da stehe ich mir oft selbst im Wege. Ich bin ein internationaler Mensch. Habe meinen eigenen Stil entwickelt, schaue gerne über Grenzen und sehe auch die deutsche Rechtschreiberegelung und andere Formalitäten nicht so eng wie die meisten Verlage. Dafür leiste ich mir dann auch die Freiheit, selbst zu publizieren. Ich geniesse diese Freiheit sehr, weil ich eine Künstlerin bin und mich nicht gerne durch Regeln einengen lasse.

Wer darf zuerst lesen?

Als Erster liest mein Manuskript immer mein Mann. Und wenn sich jemand dafür interessiert, was ich von seiner Meinung halte, der kann gerne mal die Widmung von « Vertrau mir ! » lesen. Dann weiss er, warum. Mein Mann war in einem anderen Leben Richter, Staatsanwalt, hoher Beamter in der Europäischen Kommission und nebenbei ist er ein grosser Intellektueller. Auf sein Urteil verlasse ich mich lieber als auf das eines Verlages, der verständlicherweise auf « Verkaufszahlen » aus ist. Mir geht es um eine gute Geschichte. Eine, die als allererstes mir gefallen muss. Dann kommt lange nichts. Dann kommt mein Mann. Dann erst mein Lektorat. Das ist der Luxus der Freiheit : geistiger Freiheit … weit weg von « Bestsellerlisten ». Wie hat Christine Brückner mal über sich gesagt : Ich schreibe keine « Bestseller » sondern « Longseller ». Das würde mir auch gefallen …

Was hat es mit dem Foto fürs Cover auf sich? Warum findest du es so passend?

Ja, das Foto passt einfach zu meinem Buch. Und wer das nicht versteht, dem kann ich es auch nicht erklären. Dann hat er oder sie vielleicht das Buch nicht so verstanden wie ich … aber eure Meinung interessiert mich natürlich auch. Für welches Bild hättet ihr euch entschieden, nachdem ihr wisst, wovon das Buch handelt?