Mein Mann und ich leben seit 20 Jahren in Frankreich, davor über 10 Jahre in Brüssel und seit nun vier Jahren auch halb in Deutschland. Wir sind weder deutsch, noch belgisch oder französisch. Wir sind eine Mischung aus allem, aber vor allem europäisch, und das im guten Sinne. Nicht im Sinne von „Zuviel oder zu wenig Europa?“ nicht im Sinne von „Brexit und anderen Exits!“, unsere beiden Söhne und ihre Familien leben in Grossbritannien. Vor allem nicht im Sinne der „Orbans und Kaczynskis“. Aber dazu gibt es andere Blogbeiträge. Mir geht es heute um was GANZ Anderes.

Um die Wahrnehmung von Coronaauflagen seit Anfang November 2020. Frankreich hatte seit September wieder hohe Infektionswerte und nachdem die Todesfälle wieder dramatisch stiegen und die Krankenhäuser wieder an ihre Kapazitätsgrenzen stiessen, wurde hart durchgegriffen. Was heisst das in Frankreich?

Zum 1.11.: Kein totaler Lockdown! Schulen und viele Wirtschaftszweige blieben am Laufen. Apotheken, Lebensmittelläden, para-ärztliche Versorgung blieben offen. Gaststätten, Cafés, Frisöre mussten schliessen. Genauso Kinos, Theater, Museen und andere kulturelle Plattformen. Um die kleinen Geschäfte zu schützen, mussten „artfremde Angebote“ in Supermärkten abdeckt werden; sprich keine Bücher im Supermarkt oder keine Weihnachtsdeko im Discounter. Sondern NUR Lebensmittel.

Jeder Bürger unterlag der Ausgangssperren: Bis zum 15.12. (Tag der zweiten Lockerungen) max 20 km vom Wohnort (vorher nur 1km!) und auch das nur mit einer schriftlichen Erklärung, dass es sich um eine besondere Situation handelt, wie der Weg zur Arbeit, ein Arztbesuch, Lebensmittelbeschaffung, oder der Hundegang. Strikte Beschränkungen im privaten Bereich gehörten genauso dazu wie Auflagen bei den Besuchen in Altenheimen.

Alles sehr strikt, aber nicht so strikt wie im ersten Lockdown!

Und siehe da – es funktionierte. Frankreich hat früher und strikter „dicht“ gemacht als Deutschland und kann es sich nun erlauben, wenigstens ein wenig das Weihnachtsgeschäft zu retten. Und ehrlich – Hand aufs Herz:

Darum ging es doch AUCH Anfang November in Deutschland, als man wieder einmal hätte hart durchgreifen müssen, um die Menschen zu bewegen, etwas mehr auf sich und ihre Mitmenschen aufzupassen. Aber statt Gefahr zu laufen, sich bei Teilen der Bevölkerung NOCH unbeliebter zu machen, und „Weihnachten“ und „Silvester“, zwei scheinbar heilige Kühe im doch gar nicht so gläubigen Deutschland, zu schlachten, liess man sich auf Halbherzigkeiten ein.

Ich bin eine überzeugte Föderalistin und stolz auf das deutsche System, aber hier hat es leider nur zu regionalen Egoismen statt zur Solidarität gereicht. Und dann war ja da noch die Anti-Coronabewegung. Diese bunt gemischte Gruppe vieler Andersdenkender, die man in einer gutfunktionierenden Demokratie natürlich auch hat. Normalerweise jedoch rechts und links und drüber und drunter. Aber derzeit bilden sie alle einen angstmachenden Zusammenschluss gegen das sogenannte Establishment; gegen DIE POLITIKER; gegen „DIE DA OBEN“. Und sind selbst die einzigen, die noch demokratisch zu sein glauben. Demokratisch gegen die ANDEREN? Gegen die, die auf sich aufpassen wollen? Zum Beispiel die, die der Krankheit und dem Tod in die Augen schauen müssen, weil sie sie nicht verschliessen können und dürfen. Jeden Tag und jede Nacht und ihre eigene Gesundheit opfern … an dieser Stelle ein kleiner Exkurs:

Ich stelle einen Antrag:

All diejenigen, die sagen, dass es Corona nicht gibt, oder das es nichts Schlimmes ist: Könntet ihr bitte eine schriftlich Erklärung abgeben, dass ihr, für den unwahrscheinlichen Fall euch anzustecken, auf jede medizinische Versorgung verzichtet (keine Angst – ihr wisst ja, dass ihr nicht krank werdet). Und die ganz Mutigen von euch würde ich gerne einladen, mit uns in die Krankenhäuser zu gehen, in Deutschland und in Frankreich, gerne auch in Belgien oder England oder sonst wo auf dieser Welt und für ein paar Wochen als freiwillige Pfleger zu arbeiten.

Ich bedanke mich schon im Voraus für eure Mitarbeit und freue mich auf zahlreiche Zusagen.

Ich komme zum Abschluss MEINES Statements:

Hand aufs Herz:

Ist es wirklich so schlimm Weihnachten mal ganz anders zu verbringen? Und Silvester auch? Kann der „Lack of social communication“ nicht eine total krasse Grunderfahrung auf dem Weg zu sich selbst sein? Und können wir nicht hoffen, dass die vielen Milliarden Euros an Corona-Hilfen doch noch einigermassen rechtzeitig bei den Betroffenen ankommen, damit wir nicht zu den zig-tausenden von Corona-Toten auch noch zig-tausende tote Unternehmen in 2021 haben werden? Das ist mein Wunsch ans Universum …

Vielleicht hilft es daran zu denken, dass wir eigentlich alle im selben Boot sitzen. Die „da oben“ versuchen ihr bestes zu tun. Könntest du es besser? So wie Herr Lindner ? Und einige andere?

Meine Meinung – und deine?

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