Gerade wurden im Mittagsmagazin die Werbekampagnen für die Covid-Impfung in Deutschland und Frankreich verglichen: Hier Uschi Glas, die so traurig ist, dass sie ihr Enkelkind schon lange nicht mehr gesehen hat; und im französischen TV ein beleibter Rugbyspieler, der gerade davon träumt, sich endlich wieder im Spiel auf seine Kumpel stürzen zu können. „Hats weh getan?“ fragt die Krankenschwester, die ihm gerade die Impfung verpasst hat, und er wacht aus seinem Tagtraum auf und lacht „Nein, überhaupt nicht.“

Auch beim Impfverhalten ist der kulturelle Unterschied enorm. Frankreich ist an sich ein Land des Protests, das ist ja bekannt (und gerade heute, am Jahrestag des Beginns der Revolution). Die Gelbwesten sind zwar in der Pandemie untergegangen, aber der Widerspruchsgeist ist und bleibt in der französischen DNA. Umso überraschender war für uns, dass es hier nicht diesen organisierten Widerstand gegen das Impfen gegeben hat wie in Deutschland. Was wir wohl nicht gesehen hatten, waren die vielen kleinen persönlichen Entscheidungen, eben nicht hinzugehen (ja, genau wie beim Wählen, siehe unseren Blog dazu). Und schau an: Kaum stellt Präsident Macron die neuen Regeln vor, schon können sich die Impfzentren vor Andrang nicht mehr retten. Da muss er doch irgendeinen Nerv getroffen haben, oder? Entscheidet selbst, wo und wie: Hier sind die neuen Massnahmen:

Bis 15.9. müssen alle Beschäftigten im Gesundheitssektor, incl. Altenpfleger*innen geimpft sein. Sonst droht die Entlassung. Eine allgemeine Impfpflicht ist (vorerst?) nicht geplant.

Ab 1.8. hat nur Zutritt zu Zügen, Restaurants, Cafés, Bars, Museen, Einkaufszentren, wer einen Impfpass Covid 19 vorweisen kann.

Die Maskenpflicht für geschlossene Geschäftsräume bleibt; in der freien Luft gibt es keine mehr.

Irgendwie scheint das angekommen zu sein: Eine Mehrheit der Franzosen findet diese Massnahmen richtig, und das Impftempo hat noch einmal richtig Fahrt aufgenommen. Das erinnert uns an unsere Kindheit: Da hiess es in der Schule: „Morgen wird geimpft (gegen Pocken, Windpocken usw.), kommt im sauberen Hemd.“ Dann ein Pieks, und das wars. Alte Zeiten…

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