Die Corona-Krise wird jetzt als bald erledigt erklärt, trotz seit Wochen steigender Inzidenzzahlen. Alle haben die Schnauze voll davon, also verkündet der (noch) zuständige Minister das Ende der Fahnenstange.
So einfach ist das auf einmal, ne?
Da muss nun für die Öffentlichkeit eine neue Sau durchs Dorf getrieben werden: Der Benzinpreis! Und dann auch noch der für Gas und Heizöl, logischerweise. Die bevorzugte Lösung: Der Staat muss helfen, mal wieder – obwohl er auch diesmal nichts dafür kann, dass Ölländer und Weltwirtschaft den Preis für Rohöl und Gas wieder mal in die Höhe treiben.
Ja, wieder mal. Die älteren unter uns erinnern sich noch an die sog. „Ölkrise“. Damals war der Rohstoff knapp geworden, die Preise gingen steil nach oben, und… Ja und was? Es wurden autofreie Sonntage eingeführt, und Tages-Fahrverbote abwechselnd für Kfz mit geraden und ungeraden Kennzeichen. Wir können uns nicht daran erinnern, dass es damals einen Riesenaufstand gegeben hätte. Viele fanden es sogar richtig erholsam, am Sonntag mal ungestört auf der Hauptstrasse spazierengehen zu können. Wäre das heute auch noch möglich? Wir bezweifeln das.
Denn nichts, aber auch gar nichts, hat sich im Verhältnis zum Auto geändert: Immer mehr, immer grösser und schwerer, immer schneller. Uns wird schwindlig, wenn wir, von Frankreich kommend, die Aldi- oder Lidl-Parkplätze anschauen: Jede Menge dicke, neue Autos. Die Deutschen ein Volk von Oberförstern.
Immer noch geht die Hälfte aller Fahrtstrecken nicht mal über 10 km, und dank der FDP und den mündigen Bürgern ist erst mal das generelle Tempolimit vom Koalitionstisch. Gegen alle Vernunft, fast noch alleine auf der Welt (siehe unseren Blog dazu); und der Spritverbrauch wird davon auch nicht weniger. Wenn wir alle mal weniger Sprit verbräuchten? Wäre doch gar nicht so schwer, siehe unten.
Vielleicht können wir uns mal bei unseren Nachbarn umschauen: Ja, hier hilft der Staat: 100 € in bar für die ärmeren Haushalte in Frankreich, Erleichterungen bei der Mineralölsteuer woanders; es gibt Mittel und Wege, auch ohne eine Riesen-Bürokratie. Auch in Deutschland könnte man vielleicht beanstanden, dass fast die Hälfte des Treibstoffpreises (nicht für Flug-Kerosin, das ist nicht besteuert!) aus Steuern und Abgaben besteht…
Aber lasst uns keine falschen Zeichen setzen: Das Ziel muss heissen: Weniger verbrauchen, beim Heizen (auch und vor allem in Geschäften und öffentlichen Gebäuden) und besonders beim Autofahren. Die Niederlande und Dänemark haben auch kein besseres Wetter, aber es gibt dort soviel mehr Menschen, die innerstädtisch mit dem Rad unterwegs sind, nicht wahr? Und muss es denn ein neuer Benzin/Dieselschlucker sein, wo wir doch nur oft im Stau stehen und Parkplätze knapp sind?
Wir wünschen uns statt Aufregung, noch mehr allgemeiner Verdrossenheit und Rufe nach Staat
- mehr Eigenverantwortung
- mehr Gelassenheit (hierzu ein Beispiel: Gestern kam im französischen TV als erstes ein Beitrag über die hohen Benzinpreise: Aber kein Gejammer, sondern nur ein Bericht über die Vorteile und den wachsenden Anteil von Car-sharing!)
- und dann doch noch eine Bitte an die neue Regierung, die Deutsche Bahn und unsere Planungsbehörden: Lasst das regionale Schienennetz wieder aufleben! Gebt uns unsere kleinen Strecken und die niedlichen Bahnhöfe wieder zurück! Dann können uns die Spritpreise irgendwann wurscht sein.
Wir danken im voraus.