Erst einmal vielen Dank für euren Zuspruch zu unserem Afghanistan-Blog Ende Juli. Darin hatten wir vorausgesagt, bis Ende des Jahres würden die Taliban die Herrschaft (wieder) übernehmen. So kann man sich täuschen: es hat in Wirklichkeit nur ein paar Wochen gebraucht. Na, immerhin waren wir besser gelegen als der CIA, der BND, Herr Maass und alle möglichen „Experten“.

Über den blamablen Abgang des Westens wurde genug berichtet; was soll man da noch sagen? Aber über einen Aspekt haben wir bisher beinahe NICHTS gelesen oder gehört:

WO IST DAS GELD?

Wo sind die 20 Milliarden???

Wir reden hier nicht von den militärischen Kosten der letzten 20 Jahre (das Pentagon hat sie gerade auf 800 Milliarden Dollar geschätzt!?), und schon gar nicht den Tausenden von Toten. Aber wo sind die Milliarden an Aufbauhilfe für das Land geblieben? Wir sehen im TV Schreckliches: Verhungernde Kinder, überforderte Krankenhäuser, leere Geschäfte: Sind wir denn die Einzigen, die sich fragen, wo denn jetzt das Geld ist, das wir, sicherlich mit bester Absicht, in das Land investiert haben?

Und die sich fragen, warum die afghanischen Politiker der letzten Jahre jetzt so sang- und klanglos verschwunden sind? Das Schicksal „ihres“ Landes ihnen so egal zu sein scheint? Vor ein paar Wochen gab es mal eine Meldung in der Tagesschau, nach der der letzte Präsident Ashraf Ghani mit Koffern voller Geld in die Vereinigten Arabischen Emirate abgehauen sei (direkt, nachdem er „seinem“ Volk noch versprochen hatte, für ihre Sicherheit zu sorgen – hatte wohl gemeint, für SEINE Sicherheit…). Dort kann er ja mit anderen Grössen, wie Juan Carlos von Spanien oder die ehemalige MP von Thailand über die Undankbarkeit der Welt und die besten Anlagen für ihr geklautes Geld debattieren.

Vielleicht trifft er dabei ja auch seinen Vorgänger, Hamid Karzai? Dem und seiner Familie hatte ja schon die US-Expertin Sarah Chayes 2015 in ihrem Buch „Thieves of State“ bescheinigt, sich schamlos auf Kosten seines Landes bereichert zu haben.

Also nochmal: WO IST DAS GELD? WO SIND DIE MILLIARDEN? Sicher wurde Einiges gemacht; aber wir wissen auch, wo und wieviel bei öffentlichen Grossaufträgen in Afghanistan unterwegs „hängengeblieben“ ist. Und wir finden es prima, dass die Geber-Konferenz gerade so grosszügig neue Hilfen für das notleidende afghanische Volk zugesagt hat. Aber wir können nur beten, dass dieses Geld mal auch wirklich diesem, und nur diesem, zugute kommen wird: Nicht den Taliban, nicht den sogenannten „GONGOS“ (das sind angebliche NGOs, die aber von der Regierung selber geleitet werden, eben „Government Operated NGOs“), und nicht von den alten Seilschaften vor Ort, bitte!

Und kann man denn nicht die Konten der Herren Karzai, Ghani und Konsorten abräumen und das Geld nach Afghanistan zurückbringen? Geht nicht, wegen Bankgeheimnis etc.? Nun, es gibt gottseidank Beispiele, dass sowas geht. Leider kennen wir keine aus Deutschland (warum nicht?), aber doch welche aus Frankreich und Belgien. Dort wurden Gelder, Luxusimmobilien und -waren, die ehemalige Machthaber in sogenannten Entwicklungsländern für sich persönlich angehäuft hatten, konfisziert. Der Fachbegriff hier in Frankreich heisst „biens mal acquis“, also ungerechtfertigte Bereicherung, sprich, Korruption und die nachfolgende Geldwäsche.

Hier einige Bespiele: Einziehung des in Frankreich befindlichen Vermögens von Téodorin N. Obiang, Sohn des Präsidenten von Äquatorial-Guinea (darunter 11 Luxuskarrossen!), von der Familie des kongolesischen Präsidenten Sassou Nguesso, von der Tochter des Ex- Präsidenten von Uzbekistan, Karimova (und Rückführung des gestohlenen Geldes!) und dazu 4 Jahre Haft für den Onkel des syrischen Präsidenten Assad, Rifaat.

Bravo, französische Justiz. Helft uns mal: Gab oder gibt es sowas auch woanders, in Deutschland z. B.? Gerne würden wir davon erfahren.

Noch eine Anekdote: In London gibt es seit ein paar Jahren die „Kleptocracy Tours“. Da wird das staunende Publikum per Bus an den Villen und Appartments vorbeigeleitet, die ausländischen Politikern und/oder deren Familien gehören: Staunend, weil es einerseits wundervolle, luxuriöse und sauteure Objekte sieht, und andererseits bewundern muss, wie Menschen mit einem staatlichen Gehalt so viel Geld sparen und dann anlegen konnten. Hmmm?

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