Ein spannender Roman mit tiefen Einblicken in die menschliche Seele und eine Welt, vor der viele Menschen Angst haben – die in Wirklichkeit aber keine andere ist als die, in der wir leben.
Erst wenn wir das erkennen, können wir sie ändern.
„Vertrau mir doch“, sagte der Vater zu Alice und später auch ihr Mann … Aber da war es schon zu spät. Die Liebe war missbraucht … und erst Steven schafft es, Alice wieder an die wahre Liebe glauben zu lassen. Aber – kann sie ihm wirklich vertrauen?
Wie viel Leid kann ein Mensch verkraften, bevor er selbst anfängt, andere leiden zu lassen? Menschen oder Tiere?
Rächt man sich nur an den Schuldigen oder auch an den Unschuldigen? War ihr nicht auch schon mal die Geduld gerissen mit ihren Hunden? Hat sie nicht auch schon mal zugeschlagen? Wäre sie fähig, das bei einem unschuldigen Menschen zu tun? Bei einem, den sie liebte? Gut, dass sie keine Kinder hatte. Keinen Mann und auch sonst niemanden auf der Welt.
„Ich lese viel. Aber das ist ein ganz anderes Buch. Man spürt, dass hier nichts erfunden wurde. Was für ein Leseerlebnis.“
„[…] Die Autorin knüpft ein Netz aus Protagonisten, welches den Verstrickungen im Thema Manipulation und Missbrauch sehr nahe ist. An jeder Ecke lauert eine Chance auf Macht über andere, weil immer einer da ist, der etwas weiß, was gegen ihn verwendet werden kann. Die Erkenntnis: das Geheimnis der Protagonistin ist nur deshalb eines, weil es mit Scham über die eigene Verletzung verbunden ist. Zu schämen hätte sich aber nur der Täter und nicht das Opfer. Damit gibt es den Weg aus dem Trauma, wenn der Scham die Macht über das eigene Leben genommen wird.“
Steffi Mehner
Heilpraktikerin
Dresden, 2022
„[…] Mit viel Feingefühl und einer Prise Humor zeigt uns die Autorin die Tiefen ihrer Charaktere, und wie einige von ihnen sich auf den langen und schweren Weg begeben, die Folgen der erlebten Demütigungen zu überwinden und sich endlich selbst zu finden.“
Renate Magnier
Psychologin und Psychoanalytikerin
Aix-en-Provence, 2017
„Ich bin eine Leseratte – ich weiß nicht, wieviel Bücher ich in meinem Leben schon gelesen habe – es waren viele – aber dieses Buch ist etwas Besonderes: es sensibilisiert und es macht offen für ein Problem, das viele Menschen aus ihren Gedanken verbannt haben; ich danke der Autorin, ich fühle anders, ich denke anders – und ich denke: BESSER“
Horst-Goldschmidt- Dittmar
Leser
Kaltennordheim, 2019
„Das Buch hat mich so fasziniert, dass ich es nicht aus der Hand legen konnte und in einem Stück ausgelesen habe. Wunderbar und schrecklich zugleich!“
Marion Dittmar
Lehrerin
Kaltennordheim, Juli 2019
„Ich lese wann immer ich Zeit dazu bekomme -‐ manchmal sogar morgens bevor ich zur Arbeit gehe… Aber das ist ein ganz anderes Buch. Man spürt, dass hier nichts erfunden wurde. Was für ein Lese-Erlebnis. Ich war traurig, als ich das Buch zu Ende hatte und warte nun, wie viele andere Leser, auf die Fortsetzung.“
Karin Gross
Kauffrau im Einzelhandel
Mittelsdorf, 2019
Herr Stürmer
Leser
Fulda, 2019
Regina Schmidt
Leserin
Kaltennordheim, 2020
„Da ich die Autorin persönliche kenne, war ich interessiert, um was es in dem Buch geht. Auch weil sie ja sagt, dass ihr Roman eine fast wahre Geschiche sei. Es ist sicherlich kein Buch, das sich einfach liest, aber es berührt einen sehr, wenn man erfährt, was dem Menschen, der hinter dem Autor steckt passiert ist.“
Ina Bauss
Leserin
Kaltenlengsfeld, 2020
Christian Goldschmidt
Leser & Cover-Bild-Maler der 2. Auflage von „Das letzte Geheimnis“
Kaltennordheim, 2020
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©️ 2023 Alle Rechte vorbehalten.
Karin B. Jankowski
La Ruelle 4
70500 Bourbévelle
Frankreich
„Warum aufstehen?“
Es gab Tage, an denen Alice das nicht konnte. Geschweige denn, bis zum Fenster gehen, die Läden aufmachen und das gleiβende Sonnenlicht der Provence zu sich hereinlassen. An solchen Tagen gingen ihr immer dieselben Fragen durch den Kopf, und wenn ihr keine Antwort einfiel, konnte die Lawine sie ganz schnell überrollen: „Warum sich bewegen? Warum atmen?“
Heute aber war alles gut; sie hatte ihren Grund aufzustehen. Nicht so wie die meisten Menschen um sie rum, die jeden Morgen aus den Federn kriechen, um ihr täglich Brot zu verdienen und vielleicht sogar noch mehr.
„Nicht jedem geht es so gut wie dir, und er kann von den Reserven leben“, bekam sie oft zu hören.
Wenn damit Geld gemeint war, musste sie den Leuten recht geben. Dank der groβzügigen Unterstützung ihres Freundes Claude Fuentes hätte sie die Möglichkeit, ein gutes Leben zu führen. Aber sonst – nein, sonst hatte sie keine Reserven. Nicht mehr!
„Soll ich zuerst aufstehen und den Laden aufmachen – die erste Mutprobe des Tages – oder mir überlegen, was ich anziehen soll? Anziehen, auch so eine Herausforderung; obwohl – im Sommer ist alles einfacher. Dann aber das Duschen, Zähneputzen, Frühstücken – nein, besser umgekehrt: Zuerst frühstücken, dann die Zähne putzen, oder? Verdammt – es ist wirklich nicht einfach, einen Tag anzufangen.“
Alice hielt gerne Selbstgespräche, und Dr. Noël meinte, das sei okay. Sogar, dass sie im Spiegel manchmal das kleine Kind sehen würde oder den Teenager. Und auch, dass die mit ihr sprächen … Angeblich kein Problem! Aber warum fiel ihr der Beginn des Tages immer noch so schwer? Warum lieβ sie sich von leidigen Kleinigkeiten einschüchtern? Das alles würde sie ihn heute fragen.
Sie strich sich gedankenverloren mit der Hand durch die kastanienbraunen Locken. Gut, dass sie wieder die Haare so kurz trug. Sonst wäre auch das Bürsten der verknoteten Nachthaare noch zu bewältigen. Genauso hatte sie ihre Haare auch als Kind getragen. Aber daran wollte sie jetzt auf keinen Fall denken. Viel wichtiger war doch die Entscheidung, was sie heute anziehen sollte.
Wenn sie zu Hause bleiben würde, könnte sie wie gestern rumlaufen – mit quasi nichts an. Bei über 30°C im Schatten lief sie am liebsten in den alten Leinennachthemden rum, die sie im Trödel kaufte. Aber heute musste sie nach Aix. Heute war Gruppentherapie bei Dr. Noël. Und da konnte sie nicht auftauchen, wie sie wollte, sondern so, wie man es von ihr erwartete.
Schon überschlugen sich wieder die Gefühle … aber dann fiel ihr ein, was sie anziehen könnte: das rote Kleid. Das kam am nächsten an „nichts anhaben“ ran und sah trotzdem nicht zu ausgezogen aus für die Gruppensitzung. Oder doch?
„Weiβt du eigentlich, dass man deine Brustspitzen sieht – in dem roten Wickelkleid?“, hatte eine Freundin sie vor vielen Jahren gefragt. Sie hatte es nicht gewusst und war fürchterlich erschrocken: Wieder was falsch gemacht! Und dann kam die Scham. Das war damals. Da hatte sie noch mehr Angst als heute. Warum musste sie ausgerechnet jetzt an diese Geschichte denken? Vielleicht wegen des BHs? Sie durfte heute auf keinen Fall vergessen, einen anzuziehen … Was für ein Aufwand!
Und dann die Strecke – 45 Minuten Autobahn. Obwohl …, die Landschaft war doch wirklich schön: der Fluss, die Berge, die Weinfelder. Aber dann das anstrengende Hin- und Hergerede mit den anderen. Obwohl …, die brachten einen auch schon mal zum Lachen. Und ohne die Therapie käme sie ja gar nicht mehr aus dem Haus; hätte auch nie so viele Leute kennengelernt. Auch wenn die alle ziemlich schräg waren.
„Obwohl …, was denken die erst über mich?“
Beim Anziehen kamen ihr Erinnerungen an die ersten Therapiestunden. Damals waren es noch Einzelgespräche. Nur sie und Dr. Noël. Trotzdem hatte sie immer Angst davor gehabt. Angst, irgendwas falsch zu machen, etwas von dem zu vergessen, was der Doktor ihr Relevantes gesagt oder was sie im Gespräch Wichtiges entdeckt hatte. Nach ihren 45 Minuten in der Rue du Temple wollte sie immer schnellstmöglich wegkommen; einfach nur um die nächste Straβenecke, sich dort hinhocken und alles notieren, bevor es wieder weg war: in denselben Nebel zurück wie die anderen Erinnerungen.
Irgendwann entdeckte sie ein paar Meter weiter das Bistro Chez Bruno, und nach einem Jahr hatte sie sogar den Mut, sich an den äuβersten Tisch der Terrasse zu setzen, einen Espresso zu bestellen und dann erst alles aufzuschreiben. Das war bequemer als auf einer Gartenmauer, und bei Bruno wurde sie auch nicht so blöd angeschaut.
An guten Tagen wusste sie, dass man ihr die Unsicherheit nicht ansah. Sie war groβ und schien auf den ersten Blick viel sportlicher, als sie eigentlich war. Auf einige wirkte sie arrogant, auf andere unnahbar. Das war okay für sie. Hauptsache, die Leute lieβen sie in Ruhe.