Auf der einen Seite eine Bilderbuchkarriere zwischen Luxemburg, Brüssel, Strassburg und Aix-en-Provence/Marseille.
Auf der anderen Seite die Verarbeitung der Folgen des sexualisierten Missbrauchs in der frühen Kindheit.
Der erste Teil der Frage ist leicht zu beantworten: Ich bin 1958 nahe der luxemburgisch-französischen Grenze geboren; dort wo im Saarland der Wein wächst und Villeroy&Boch ansässig ist.
Aber ein Mensch kommt nicht nur aus einem Ort, sondern auch aus der Vergangenheit. So sind wir alle geprägt von den Generationen vor uns.
Ich komme aus einer Grossfamilie und war daher lange ein Rudelmensch. Ich bin in einem Dreigenerationenhaus aufgewachsen und kenne die Freuden und Leiden des Zusammenlebens zwischen Alt und Jung.
Wie alle Familien hat auch meine ihre Geheimnisse: Mein Grossvater war in beiden Weltkriegen und erzählte viel davon. Mein Vater war mit 17 Jahren an der russischen Front und danach in Griechenland und auf dem Balkan: und er sprach nie darüber. Meine Grossmutter wurde dement und meine Mutter auch.
Ja, ich bin seit über 20 Jahren verheiratet und immer noch verliebt in denselben Mann!
Ich habe viele Kinder: Zwei wunderbare Stiefsöhne, die mit ihren Familien in England leben und arbeiten. Fünf erwachsene Patenkinder über Europa verteilt; drei Kinder auf vier Pfoten und meine fiktiven Romanfiguren: Ich liebe sie alle!
Das frage ich mich auch manchmal. Aber die Antwort ist: Sowohl in Frankreich, als auch in Deutschland.
Wenn ich in der Provence oder in Burgund bin, fühle ich mich ganz französisch. Ich habe auch fast einmal die französische Staatsangehörigkeit angenommen. Für ein politisches Amt im Stadtrat von Forcalquier.
In Deutschland werde ich manchmal „die Französin“ genannt. Und merke, dass ich nach fast 30 Jahren im Ausland, keine waschechte Deutsche mehr bin. Aber das ist ganz typisch für eine Saarländerin! Wir waren nie ganz deutsch, aber auch nicht ganz französisch. Wir sind schon was besonderes. Und vor allem Europäer!
Neben der Volksschule im Saarland und dem Neusprachlichen Gymnasium in Rheinland-Pfalz, habe ich vor allem die Schule des Lebens besucht und dort viel Wichtiges gelernt. Leider lernen wir in den anderen viel zu viel Theorie, die uns bei den Herausforderungen des täglichen Lebens nicht immer hilfreich ist. Oder wie oft hast Du schon den Satz des Pythagoras anwenden können?
Dank meiner Familie bin ich früh ins Ausland gekommen und habe in Gastfamilien Englisch und Französisch gelernt. Nicht nur in der Schule. Dort hat in den 70er Jahren noch ein Gymnasiallehrer behauptet: “Zu meiner Zeit haben die Franzosen noch Deutsch gelernt …“. Und ist mit seiner 10 Klasse (immerhin die mittlere Reife) statt ins Ausland nach Nürnberg gefahren.
Ich habe in der Schule auch gelernt, nicht unbedingt Respekt vor Autoritäten zu haben. Und das fing schon in der Grundschule an.
Ich habe Geographie, Soziologie und Regional-Ökonomie an der Universität Trier studiert.
Ein Studium, das viele vielleicht nicht kennen. Das aber sehr vielseitig ist. Nach einem Grundstudium in Geologie, Klimatologie, Stadtgeographie, Statistik, Geomorphologie und vielem mehr, kann man sich spezialisieren. In meinem Fall auf Wirtschaftsgeographie.
Ich finde auch heute noch, dass dies eine gute Ausbildung für ein nachhaltiges, naturbewusstes und damit verantwortungsvolles Leben ist.
Es stimmt wirklich, wenn man sagt, der Stoff liegt auf der Straße.
Ich bin ein sozialpolitisch sehr interessierter und engagierter Mensch. Ungerechtigkeiten regen mich so sehr auf, dass ich das Gefühl habe, etwas dagegen tun zu müssen. Und dann greife ich zur Feder. So ist auch die Idee zu meinem Blog „KLARTEXT“ entstanden. Damit ich noch viel schneller als mit einem Buch auf Themen reagieren kann.
Meine Ideen kommen aber auch aus mir selbst: Meinen eigenen Erfahrungen, aber auch von Menschen, die ich kennengelernt habe und die in mir etwas ausgelöst haben. Das selbe gilt für Tiere und Landschaften.
Das ist wirklich die Gretchenfrage für jeden Autor.
Sie meinen sicherlich, zu welchem Zeitpunkt man sich umtut, einen zu finden, oder? Wenn man schon bekannt ist, ist das ja kein grosses Problem mehr.
Wenn nicht, dann ist es sehr sehr schwer für Neuankömmlinge. Die Hürden sind extrem hoch, sogar schon bei Agenturen, die sich als Vermittler anbieten: abgesehen von dem perfekten Plot, in der perfekten Form (Normseiten), muss man schon ein Thema anbieten, das sich gut verkaufen lässt. Verlage müssen Profit machen. Um so grösser um so mehr, und jedes Risiko vermeiden. Daher arbeite ich sehr gerne mit kleinen Verlagen, oder veröffentliche sogar gerne auf eigene Kappe. Und bin damit frei von Zwängen.
Ich brauche vor allem viel Ruhe zum Schreiben. Ich zitiere da gerne Virginia Woolf. Man braucht … „Ein Zimmer für sich alleine“. Da höre ich in mich rein und wenn nichts kommt, dann ist das auch kein guter Tag zum Schreiben.
Aber es gehört mehr zum Schreiben: viel Handwerk. Bevor man die Worte fliessen lässt, hat man sich Gedanken über den Inhalt gemacht. Den sogenannten Plot. Wo soll die Geschichte angesiedelt werden? In welcher Zeit? Welche Personen sollen darin eine Rolle spielen? Und dann kommt ein ganz wichtiger Moment. Man gibt den Personen ein Leben, d.h. im Fachjargon, man legt Charakterbögen an. Das ist für mich einer der schönsten Momente beim Schreiben.
Ich will versuchen, mit meiner leichten und hoffentlich immer spritziger werdenen Sprache Themen rüberzubringen, die nicht immer einfach zu vermitteln sind und wo man eher wegschaut: ob über Krankheiten, Verbrechen, soziale, wirtschaftliche und politische Missstände. Und dann mit Hilfe meiner fiktiven Personen zeigen, was man alles tun kann, für sich und für andere und dadurch mit Menschen in Kontakt und ins Gespräch kommen.
Nein. Ich engagiere mich schon seit vielen Jahren, sowohl in Frankreich als auch in Deutschland im sozialen Bereich, besonders bei der Hilfe von Opfern sexualisierter Gewalt. Das Forum „Alice im Wundenland“ auf dieser Webseite soll auch dazu einladen, mit mir und anderen darüber ins Gespräch zu kommen.
Es ist schrecklich zu sagen, aber dank Corona, französischer Quarantäne mit Hausarrest, den ich in Burgund in aller Abgeschiedenheit verbringen konnte, habe ich eine sehr schaffensreiche Zeit in 2021.
Daraus ist ein zweiter Band mit Mooords-Geschichten entstanden, der im Laufe des Jahres 2021 veröffentlicht werden wird und zu dem schon eine Ankündigung und ein Appetithappen in meinem Blog zu finden sind.
Mehr Infos zu anstehenden Veröffentlichungen hier.
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